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Josua Waghubinger (Triclap) und Shawn Bu (Raw Mind Pictures)

Die Creator und Storytelling-Experten von Raw Mind Pictures setzten für das junge Entwicklerstudio Triclap  den internationalen Trailer zum Pen & Paper-Spiel “Yora Adventures” um. Gemeinsam waren sie zuletzt im Mai unterwegs –  zu Gast in der  >> IndieZone NRW #4. Die Kollaboration ist auch eine der Erfolgsstories aus dem Mediennetzwerk.NRW, denn der Kontakt entstand bei der DMEXCO. Im Doppel-Interview sprechen Creator Shawn Bu (Raw Mind Pictures) und Gamedeveloper Josua Waghubinger (Triclap) über ihre gemeinsame Arbeit, gutes Netzwerken und wie sie mit der aktuellen Lage umgehen.

Mediennetzwerk.NRW: Wie kam es zu eurem ersten Kontakt?

Shawn Bu: Bei der DMEXCO 2018, auf der ihr mit Triclap ausgestellt habt, waren mein Bruder Julien und ich in erster Linie nur, um einen kleinen Vortrag zu halten. Erst im Nachgang ist mir aufgefallen, dass wir die Zeit gar nicht richtig genutzt haben, um die vielen spannenden Unternehmen kennen zu lernen. Wir bei Raw Mind Pictures entwickeln ja Filme und Werbespots und wollten dann zumindest im Nachgang mal schauen, welche innovativen Firmen für eine Zusammenarbeit interessant sein könnten. Und da war Triclap dabei.

Josua Waghubinger: Wir haben diese sehr nette Mail erhalten und haben uns natürlich direkt im Internet informiert, was es mit der Firma auf sich hat. Wir waren damals ohnehin auf der Suche nach einer Firma, die einen passenden Trailer für unsere Spielidee Yora machen kann. Da dies ein sehr soziales Spiel ist, ein Rollenspiel, bei dem die Menschen im Vordergrund stehen, war es uns sehr wichtig, jemanden zu finden, der diese Message transportieren kann. Shawn erzählt mit seinen Filmen immer eine Geschichte. Und das war für uns ein wichtiger Knackpunkt, an dem wir festgestellt haben, dass wir vermutlich gut zusammenpassen könnten.

Warum sind Messen und Konferenzen eurer Erfahrung nach wichtig zum Netzwerken – gerade für innovative NRW-Unternehmen?

Josua Waghubinger: Das Schöne am Netzwerken auf Events und Messen ist ja, dass der Zufall eine hohe Rolle spielt. Du weißt vorher nicht, wen du treffen wirst. Daher kannst du auch vorher nicht festlegen, ob es sich für dich lohnt, dorthin zu gehen. Es ist wie ein positiver Schneeballeffekt. Umso mehr Leute du kennst, die wiederum Leute kennen, umso mehr Möglichkeiten liegen dir nachher offen. Vor allem hier in NRW haben wir ein Ballungsgebiet aus kreativen Menschen. Da lohnt es sich einfach, zu solchen Anlaufstellen zu gehen, von denen man weiß, dass sich dort Menschen aufhalten, die wertvollen Austausch gezielt suchen.

„Wir haben tatsächlich einen ähnlichen Hintergrund.“

Josua Waghubinger

Was hat euch in eure Branche gebracht?

Shawn Bu: Bei mir war die Bewegtbild-Branche, oder die Filmbranche, immer schon ein großes Ziel, schon seit der Grundschule. Ich wurde inspiriert durch die Filme, die ich gesehen habe, wie etwa Star Wars. Also habe ich dieses Ziel auch über meine Kindheit und Jugend hinweg immer weiterverfolgt. Ich habe erste Kurzfilme gedreht und später an der FH Aachen Kommunikationsdesign studiert, mit Schwerpunkten im Bereich Film. Und jetzt arbeite ich offiziell im Filmbereich und entwickle mich hier immer weiter, mit dem Ziel irgendwann Spielfilme fürs Kino zu drehen.

Josua Waghubinger: Wir haben tatsächlich einen ähnlichen Hintergrund. Daniel, Björn und ich haben auch Kommunikationsdesign studiert. Viele, so auch wir, kannten aber ihr Ziel noch gar nicht. Und so war es eher Zufall, dass wir Pen & Paper Spiele und ihre Komplexität kennen gelernt haben. Ein schöner Weg, um eine Firma zu gründen ist, wenn du ein Problem in der Gesellschaft findest, das du lösen willst. Also hatten wir eine Grundlage für unsere Bachelor- und Master-Thesis. Daraus wurde dann relativ schnell ein eigenes Start-Up. Klar haben wir schon mit zehn Jahren versucht, an unseren ersten Computern, eigene Spiele zu entwickeln. Mit Betonung auf „versucht“. Aber zwischenzeitlich hätte ich niemals erwartet, dass ich hauptberuflich in dieser Branche lande. Und jetzt bin ich umso froher, dass es doch irgendwie passiert ist.

Was haben eure Kreativprozesse in Gamesdevelopment und Webvideoproduktion eventuell gemeinsam? Wo sind eure Schnittstellen?

Josua Waghubinger: Als unser Trailer produziert wurde, haben wir gemerkt wie viele Schnittmengen es gibt. Das beginnt schon bei der Konzeption, in der Storyboards entwickelt, Charaktere und Szenarien beschrieben werden. Skripte und erste Skizzen gehören zu der Sprache von Kreativen, bevor ein Projekt überhaupt in die tatsächliche Umsetzung geht.

Shawn Bu: Ich stimme dir voll und ganz zu. Gerade bei Computerspielen geht’s viel um Story-Telling, viel um Visuelles und viel um Emotionen. Da man ja auch mit allen Elementen eines Spiels beziehungsweise eines Films die Emotionen des Zuschauers, beziehungsweise des Spielers, wecken will. Darüber hinaus ist es zum Beispiel die Musik und die Soundeffekte, die in beiden Bereichen große Rollen spielen. Ich bekomme das Gefühl, dass diese beiden Bereiche immer näher zusammenwachsen. Oder wenn man an Animationen oder an Motion Capturing denkt, da gibt es teilweise Computerspiele, die schon wesentlich aufwändiger produziert werden als manche Filme. Es ist einfach schön, wenn Personen branchenübergreifend zusammenarbeiten können.

Was sind die wichtigsten Faktoren für ein erfolgreiches Business-Netzwerk?

Josua Waghubinger: Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass der Mensch in den Vordergrund gesetzt wird. Wer immer nur danach schaut, wie ihm andere helfen können, hat vielleicht ein Netzwerk, aber nicht unbedingt ein gesundes. Man darf ruhig einmal dem Gegenüber persönliche Fragen stellen und sich auch einmal melden, wenn man nichts braucht. Denn so bekommt mein Kontakt den Eindruck, dass ich mich auch intrinsische für ihn und seine Beweggründe interessiere. So will schlussendlich jeder selbst behandelt werden. Und das ist eine Basis der Wertschätzung, die jede erfolgreiche Zusammenarbeit benötigt. So ist es ja auch bei dir, Shawn und uns. Wir schreiben uns zwischendurch, auch wenn kein gemeinsames Projekt ansteht.

„Die Magie entsteht dann, wenn verschiedene Kompetenzbereiche zusammenkommen.“

Josua Waghubinger

Shawn Bu: Das ist in der Tat sehr wichtig, gerade die Sympathie und wie man sein Gegenüber wahrnimmt. Aber eben auch, gemeinsame Interessen, gemeinsame Ziele und Schnittstellen zu finden. So haben wir ja auch erst mal geguckt, wer ihr seid und haben direkt festgestellt, dass das Thema einfach spannend ist. Zwar haben wir uns nicht direkt auf der Messe persönlich kennen gelernt, aber dann eben kurz danach. Und so ein gemeinsames Projekt, bei dem alle so viel Energie und Freude investiert haben, ist natürlich eine extrem gute Grundlage, um Lust zu bekommen, gemeinsam weiter zu machen.

Gibt es für euch auch andere wichtige Netzwerk-Plattformen neben Messen? Wo seht ihr Unterschiede zu Meet-Ups und Messen/Konferenzen?

Josua Waghubinger: Das Internet bietet schon sehr viele Möglichkeiten. Die ganzen sozialen Netzwerke, sei es LinkedIn als B2B-Lösung oder Instagram, Twitter, Discord dienen als Anlaufstellen, um mit der Zielgruppe oder Partnern ins Gespräch zu kommen. Hier lässt sich jederzeit, ganz entspannt von zu Hause aus ein Kontakt herstellen. Heutzutage gibt es kaum einen relevanten Kontakt aus dem Entertainment-Sektor, den man hier nicht anschreiben kann.

„Gerade bei Games geht’s viel um Storytelling.“

Shawn Bu

Shawn Bu: Genau, hier gibt es einfach Vorteile der Flexibilität gegenüber einer lokalen Veranstaltung. Du kannst dich jederzeit auf die Suche machen. Aber es ersetzt auch kein Kennenlernen oder Meeting in Echt. So eine Messe kann sehr viel Kraft und Anstrengung erfordern, aber es macht auch unheimlich viel Spaß. Ein Meet-Up ist eine kleinere Form, in der nicht die Produkte, sondern die Menschen im Mittelpunkt stehen.

Warum ist der Austausch über den eigenen Branchentellerrand so wichtig?

Josua Waghubinger: Die Magie entsteht dann, wenn verschiedene Kompetenzbereiche zusammenkommen. Hätten wir keinen so tollen Trailer gehabt, hätten wir auf der Gamescom mit Yora nicht so viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen können. Ein einzelnes Team kann nicht alles schaffen. Zumindest nicht als Indie Studio. Und hier kann die Zusammenarbeit aus mehreren Branchenexperten unglaubliche Mehrwerte schaffen. Du weißt vorher nie, was du noch nicht weißt. Deswegen muss man erst mal viel kennen lernen, um festzustellen, was einem helfen kann und was nicht.

Shawn Bu: Oft ist man in seiner eigenen Bubble, in seiner eigenen Welt. Und der Austausch in der eigenen Branche ist ja auch sehr wichtig. Wer sind andere Filmemacher? Mit wen kann man zusammenarbeiten oder sich austauschen? Aber im Endeffekt erstellen wir keine Werbespots für die Filmbranche, sondern für andere spannende Bereiche und die wollen wir ja auch verstehen und kennenlernen.

Habt ihr in Covid-19-Zeiten trotzdem feste Meet-Up-Termine digital/physisch im Kalender stehen?

Josua Waghubinger: Tatsächlich haben wir mehr Termine als sonst. Am Anfang hat es ein bisschen gedauert, bis die Menschen in den Flow der Bedienung der digitalen Plattformen kam. Aber mittlerweile haben auch der Mittelstand und Old-Economy Firmen die Vorteile der Digitalisierung kennen gelernt. Und wir merken, dass wir so viel schneller und spontaner zusammenkommen können. Alle Partner, die wir leider nicht persönlich in San Francisco auf der Game Developer Conference treffen konnten, haben im Nachgang trotzdem online getroffen.

„Und das zeigt eigentlich auch, wohin so ein unscheinbarer Erstkontakt über eine Messe in NRW überhaupt führen kann.“

Josua Waghubinger

Shawn Bu: Die Anzahl an digitalen Meet-Ups hat enorm zugenommen in den letzten zwei Monaten. Einfach auch, weil man sich gar nicht mehr anders treffen kann. Das gilt zum einen für Partner, zu denen wir eh schon Kontakt hatten, aber auch für potentielle Partner, die wir in dieser Phase erst kennen gelernt haben, die wir normalerweise zuerst in einem lokalen Meeting getroffen hätten. Es hat wirklich den Vorteil, dass man durch die eingesparten Reisen unglaublich viel Zeit dazugewinnt. Normalerweise ist da ja nicht nur die Reise selbst, sondern auch das Planen und das Buchen einer Unterkunft, wenn man ans andere Ende Deutschlands reist. Klar, es ersetzt keine persönlichen Gespräche, aber das Eis wurde gebrochen, sodass wir davon ausgehen können, dass wir auch in Zukunft häufiger Gespräche online führen werden.

Wie plant ihr im 2. Halbjahr 2020? An welchen Messen/Konferenzen nehmt ihr digital oder physisch planmäßig teil?

Shawn Bu: Wir haben uns natürlich schon mal angeguckt, was so dieses Jahr alles noch passiert. Das ist allerdings durch die Corona-Phase etwas in den Hintergrund gerückt, weil noch so unklar ist, wie es denn tatsächlich aussieht. Deswegen beobachten wir das alles. Es hat aber definitiv nicht die höchste Priorität bei uns, vor allem weil wir in den letzten Monaten sehr viel an verschiedensten Projekten arbeiten. Wir sind natürlich trotzdem sehr neugierig, was es alles so geben wird.

Josua Waghubinger: Das ist bei uns in der Tat ähnlich. Es gibt so viel, was wir gerade im Team erledigen wollen: „An welcher Stelle entwickeln wir weiter?“, „Welchen Antrag stellen wir jetzt?“. Das sind alles Fragen, die wir beantworten müssen, so dass man fast schon Eindruck bekommt, dass es ein Luxus ist, wenn man darüber hinaus planen kann. Das haben Indie Studios und Start-Ups ja so an sich. Über das Mediennetzwerk NRW gibt es aber durchaus tolle Angebote für Entwickler, die wir auch gerne mitnehmen wollen. Zum Beispiel die Ausstellung bei der Indie Arena Booth, als Teil der Gamescom, die ja dieses Jahr online stattfinden wird. Das wird sicherlich sehr spannend.

Wann arbeitet ihr eigentlich wieder zusammen?

Shawn Bu: (lacht) Gute Frage. Die Frage stellen wir uns gegenseitig auch immer wieder. Wir haben ja eben auch festgestellt, dass es nicht nur zur Zusammenarbeit kommen muss, wenn ihr sagt: „Hey, wir brauchen einen neuen Trailer“, sondern es gibt ja so viele kreative Bereiche, die sich überschneiden. Vielleicht entwickeln wir einfach mal eine Story, oder einen Charakter für euch. Ich finde zum Beispiel auch eure Designs total gut. Vielleicht haben wir mal ein Projekt, bei dem wir solche Designs gebrauchen könnten und wir dann auf euch zukommen. Also, ich habe auf jeden Fall Bock.

Josua Waghubinger: Geht uns genauso. Wir sind sehr dankbar, dass wir so einen Kontakt haben und pflegen. Wir wissen auch, dass wir den gar nicht wirklich verbrennen können, weil wir eine erste positive Erfahrung gemacht haben, die uns zusammengeschweißt hat. Umso häufiger wir miteinander kommunizieren, desto häufiger haben wir uns ja auch im Hinterkopf, für Folgeprojekte. Zum Beispiel war ja auch die Teilnahme beim IndieZone Livestream (>> Zum Mitschnitt), der von dem Mediennetzwerk NRW initiiert wurde, eine kleine Art der Zusammenarbeit. Oder auch das Interview, das wir jetzt führen. Solche Zwischenerlebnisse sind viel wert. Und das zeigt eigentlich auch, wohin so ein unscheinbarer Erstkontakt über eine Messe in NRW überhaupt führen kann.


Das Mediennetzwerk.NRW wird finanziert durch das Land Nordrhein-Westfalen sowie mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

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